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WELLNESS & WOHLBEFINDEN

Gesunde Reiseziele

Urlaub kann nicht nur erholsam, sondern auch heilend sein. Welche Destinationen man mit Asthma, Rheuma & Co. ansteuern sollte. Von Antonia Wemer

Stadt, Meer, Berg: Immer mehr Menschen nutzen den Urlaub, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Sag’ mir, was dich plagt, und ich sage, wohin du reisen solltest“ – nach dieser Devise haben Ärzte schon in früheren Jahrhunderten gerne Empfehlungen für Urlaubsorte ausgesprochen. 

So wurde etwa Lungenkranken geraten, die Ferien im Hochgebirge oder an der Nordsee zu verbringen. Rheumatiker schickte man in Thermenregionen. Und der kaiserlichen Familie wurde eine erholsame Sommerfrische in Bad Ischl samt Salzwasserkur ans Herz gelegt. Die Chance, im Urlaub nicht nur Abwechslung und Action zu erleben, sondern auch etwas für die eigene Gesundheit zu tun, entdecken heute immer mehr Menschen wieder. 

Und das aus gutem Grund: Wer bei der Auswahl seines Reiseziels auch an den eigenen Körper denkt, kann aus seiner Ferienzeit das Beste herausholen. Viele Orte, die der Gesundheit zuträglich sind, haben auch punkto Landschaft, Sportangebot oder Sehenswürdigkeiten viel zu bieten. Hier sind einige Ideen, wie man gleichzeitig sein Fernweh stillen und das eigene Wohlbefinden steigern kann: 

Wo die Lunge aufatmet 
Für all jene, die unter Asthma oder COPD leiden, können ein paar Wochen am Meer wahre Wunder wirken. Die salzhaltige Luft hilft dabei, die Nasennebenhöhlen frei zu bekommen und die Atmung zu verbessern. Die Meerwassertröpfchen, die beim Brechen der Wellen in die Luft gelangen, befeuchten die Bronchien auf natürliche Weise. Tief sitzender Schleim wird gelöst und kann leichter abgehustet werden. 

Kommt dann noch ein wenig Sonne hinzu, die das Vitamin-D-Level hebt und das Immunsystem stärkt, fühlen sich Menschen mit Lungenproblemen zumeist deutlich wohler. Auch ein Urlaub in den Bergen kann dem Husten Einhalt gebieten. Ausflüge zu Wasserfällen oder in natürliche Salzstollen verhelfen zu einer freieren Atmung, und schon die Seehöhe zeigt positive Effekte – vor allem bei allergischem Asthma. 

Ab 1200 Metern nimmt die Belastung durch Pollen und Hausstaubmilben ab und auch die Feinstaubbelastung ist geringer als in den Städten im Tal. Trotzdem muss auf Städtereisen nicht verzichtet werden. Wer gerne urbane Gebiete erkundet, wählt am besten Metropolen aus, die für ihre gute Luftqualität bekannt sind. Dazu zählen etwa Zürich in der Schweiz, die US-amerikanische Kunststadt Santa Fe oder die dänische Hauptstadt Kopenhagen – die zusätzlich noch den Vorteil hat, am Meer zu liegen. 

Auch zahlreiche australische Städte wie Perth oder Sydney punkten mit guten Luftwerten, ebenso wie Richard’s Bay in Südafrika oder das isländische Reykjavik. Nicht ideal für Personen mit Lungenerkankungen sind Gegenden ohne ausreichende medizinische Versorgung und in Gebiete mit extremen Temperaturen. Auch ein Urlaub auf dem Bauernhof kann die Beschwerden verschlimmern: Schließlich tummeln sich hier vermehrt Tierhaare, Pollen und Schimmelsporen. 

Die Nähe zu Lagerfeuern, beispielsweise beim Campen, sollte man ebenfalls meiden. Hält man zu rauchendem Feuer genügend Abstand, kann das „Zelteln“ bei einer Hausstaubmilben-Allergie aber eine Wohltat sein – sofern der Schlafsack entweder neu ist oder mit 60 Grad gewaschen wurde. Und wenn man lieber im Hotel schläft? Dann wählt man am besten Zimmer ohne Flauschteppiche, dicke Vorhänge oder Boxspringbetten und nimmt für die Matratze einen Milben-Schutzbezug mit. 

Reisen mit Rheuma 
Bei hochsommerlichen Temperaturen am Strand braten oder Expeditionen durch den Regenwald unternehmen? Das ist für Rheumapatienten eher kein Traumurlaub. Schließlich kann große Hitze die Erkrankung schubweise verschlimmern. Dazu kommt die erhöhte Infektionsgefahr für Tropenkrankheiten: Das Immunsystem ist ja häufig durch die Rheuma-Medikation herabgesetzt. 

Ebenfalls keine gute Idee sind Trekkingtouren mit schwerem Gepäck, das die Gelenke belastet. Viel wohler fühlen sich Rheumatiker zumeist bei entspannenden Urlauben in gemäßigten Klimazonen, wie man sie im Frühling und Herbst am Mittelmeer findet. Die mediterrane Küche kann dabei zusätzlich gesunde Effekte haben: Sie besteht aus frischem Obst und Gemüse, viel Fisch sowie gut bekömmlichen Fetten und bringt laut einer neuen Studie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie sogar Linderung bei rheumatischen Beschwerden. 

Wer gerne „ins Land einischaut“, ist aber auch im Mittelgebirge bestens aufgehoben. In jedem Fall kann es lohnenswert sein, kurzfristig zu buchen und vor der Abreise den Wetterbericht zu checken: Nasse, kalte Luft kann die Beschwerden verstärken, während sich ein warmes, trockenes Wetter günstig auswirkt. 

Urlaub für die Haut 
Badesalze aus dem Toten Meer werden gern zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt. Noch besser wirksam ist ein Bad vor Ort: Der hohe Salzgehalt des Wassers, das auch ein großes Ausmaß an Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Natrium beinhaltet, kann dann besonders gut auf die Haut wirken und den Juckreiz lindern. 

Ideal ist ein drei- bis vierwöchiger Aufenthalt, der auch gleich mit einer Kur verbunden wird. Dann liegt der anhaltende Erfolg bei einer Dauer von bis zu sechs Monaten. Aber auch andere Küstengebiete – etwa am Mittelmeer oder an der Nordsee – können bei Neurodermitis und atypischer Haut eine heilsame Rolle spielen. Thalasso-Therapien, die vor Ort mit frischem Meerwasser durchgeführt werden, sowie Packungen mit Algenschlick zeigen häufig positive Auswirkungen. 

Ein Geheimtipp sind Salzseen, wie man sie an der portugiesischen Algarve oder in Chile findet. Kein Salz, aber schadstofffreiere Luft als in Städten bietet das Gebirge. Neurodermitiker profitieren davon, dass es in hohen Lagen weniger Allergene gibt, die Erkrankungsschübe oftmals begünstigen. Ein Beispiel: Niederländische Forscher fanden vor einigen Jahren im Rahmen einer Studie heraus, dass Kinder mit schwer zu behandelnder Neurodermitis von einer sechswöchigen Therapie im Schweizer Davos zumindest kurzfristig stärker profitierten als eine Vergleichsgruppe, die im holländischen Flachland behandelt wurde. 

Eine Wohltat für Magen und Gelenke 
Das elegante Karlsbad im benachbarten Tschechien zählt wegen seiner einzigartigen Architektur zu den schönsten Kurstädten Europas. Aber das ist nicht der einzige Grund, ins tschechische Bäderdreieck zu reisen. Schon seit Jahrhunderten suchen Menschen aus der ganzen Welt diese Region auf, um sich zu erholen, neue Kräfte zu tanken – und um Schmerzen des Bewegungsapparates zu lindern. 

Berühmte Persönlichkeiten wie Goethe, Chopin, Metternich, Beethoven, Freud, Mark Twain oder der britische König Eduard VII. machten die dortigen Kurstädte zum „Salon Europas“. Wer Sightseeing und einen Urlaub in nostalgischer Atmosphäre mit heilsamen Bädern verbinden möchte, ist hier richtig. Aber auch Menschen, die Probleme mit Magen und Darm haben, fühlen sich nach einem Aufenthalt in Karlsbad und einer Trinkkur mit dem dortigen Mineralwasser besser. 

Balance-Akt für die Schilddrüse 
Für Patienten mit gesicherter Überfunktion, aber auch mit ausgeprägter Unterfunktion der Schilddrüse ist bei tropischen Reisezielen Vorsicht geboten: In beiden Fällen wird Hitze oft nicht allzu gut vertragen. Auch in Gegenden, in denen Fisch, Meeresfrüchte und Algen ein Hauptbestandteil der Ernährung sind, müssen viele Schilddrüsenkranke aufpassen, damit sie nicht zu viel Jod zu sich nehmen. 

Das gleiche gilt für Heilbäder aus Jodquellen. Darüber hinaus wird Menschen mit einer Überfunktion häufig geraten, auf Urlaub im Hochgebirge zu verzichten, um extreme Temperaturwechsel zu vermeiden. Gegen einen Aufenthalt am Meer ist hingegen in den meisten Fällen nichts einzuwenden, sofern man seine Medikamente regelmäßig nimmt und gut eingestellt ist. Besonders wohltuend ist ein Urlaub in Regionen mit mildem Klima ohne große Wetterkapriolen. 

In Höhenlagen um die 1200 Meter fühlen sich besonders jene Schilddrüsenpatienten wohl, die auch mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen haben. Wer unter Jodmangel leidet, profitiert hingegen vom Reizklima mit jodhaltiger Luft an der Nordsee oder am Atlantik – etwa auf den Kanaren. Für diese Patientengruppe stellen auch jodlastige Thermen und fischreiche Ernährung keinen Risikofaktor dar. 

Waldbadeorte gegen Burnout 
Stress ist eine gesundheitliche Bedrohung, die immer noch unterschätzt wird. Dabei hat die Wissenschaft die krankmachenden und lebensverkürzenden Folgen bereits vielfach belegt. Ebenfalls wohlbekannt ist mittlerweile die stressreduzierende Wirkung von Wäldern. Besonders in Japan, einem Land, dessen Fläche zu rund zwei Dritteln aus Wäldern besteht, wird intensiv zu diesem Thema geforscht. 

Dabei stellte man unter anderem fest, dass Waldbaden – auf japanisch Shinrin Yoku – Stress vermindern und das Immunsystem stärken kann. Bereits seit den 1980ern ist diese Methode, bei der es darum geht, sich intensiv auf die Natur einzulassen, in der japanischen Gesundheitsvorsorge anerkannt. Japanische Universitäten bieten inzwischen einen Forschungszweig zu Waldmedizin an und es gibt zahlreiche Angebote für Touren und Kurse mit ausgebildeten „Waldbademeistern“. 

Vom Meditieren bis hin zum Lauschen des Windes in den Baumwipfeln – den Kontakt mit der Natur kann man dabei auf ganz vielfältige Weise erleben. So lädt etwa die Okutama Forest Therapy Base im Chichibu-Tama-Kai National Park nahe Tokyo mit verschiedenen Therapie-Waldwegen und eigens eingerichteten Sitzecken und Meditationsstationen zum Entschleunigen ein. Mit zusätzlich ergänzenden Erholungsangeboten wie Wald-Yoga lässt sich die Entspannungserfahrung perfekt abrunden. 

Auch der Erholungswald Akasawa Natural Recreational Forest in der Nagano Präfektur wird von vielen Japanern aufgesucht. Er wurde als erster Wald des Landes zum „natürlichen Erholungswald“ ausgewiesen. Ein besonderes Highlight ist der Yakushima National Park im Süden Japans. Über 1.000 Jahre alte japanische Bäume und hohe Berge erwecken hier eine märchenhafte Atmosphäre, die auch als Inspiration für Hayao Miyazakis berühmten Film Prinzessin Mononoke diente. Das subtropische Klima im Yakushima Wald sorgt zusammen mit den feuchten, moosigen Gerüchen für besonders intensive Sinneseindrücke beim Waldbaden. 

Nach Japan reisen ist zu stressig? Dann findet man als Erholungssuchender auch in den österreichischen Wäldern wunderbare Plätze, um die Natur mit allen Sinnen zu genießen. Einige der schönsten gibt es im Waldviertel, im Böhmerwald, in der Silberregion Karwendel, im Gasteinertal und in der Region Traunsee-Almtal, Europas erster „Waldness“-Destination in der vielfältigen Kulisse des Salzkammerguts.

Medizin meets Urlaub
Medical Hotels sind ein neuer Reisetrend, der weltweit – und auch hierzulande – immer beliebter wird. Dabei wird der Urlaub mit gesundheitsfördernden Programmen verbunden, die durch professionelle medizinische Teams durchgeführt werden. Ganzheitliche Medizin, individuelle Ernährung und gezielte Bewegung stehen dabei häufig im Mittelpunkt. Die Hotels befinden sich oft an schönen Plätzen in der Natur, die auch zum Wandern, für Outdoor-Yoga oder zum Waldbaden genutzt werden können.

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